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Ulrich Pudelko
liest "Stadtrundfahrt durch Krefeld",
1. März 2016, 20.30
bis 21.30 Uhr
Dieses Buch soll unterhalten.
Es gibt viele Informationen über die Stadtrundfahrten mit
Ulrich Pudelko durch Krefeld, gespickt mit kurzen Geschichten
und Witzen, es ist kurzweilig und bestimmt nicht langweilig.
Über Krefeld und seine Einwohner gibt es jede Menge zu erzählen
und das Publikum wird durchaus aufgefordert, während der
Stadtrundfahrt eigene Geschichten dabei zu tun.
Begleitet haben Ulrich Pudelkos Rundfahrte die Fotografen Saskia
Clemens und Daniel Jetten. Ihr Blick durch die Kameralinse führt
gerne abseits der herkömmlich bekannten Sehenswürdigkeiten,
schaut hinter die Fassaden der Stadt und setzt ebenfalls die
Phantasie frei. Die Auswahl der Objekte, Häuser und Plätze
wie auch die der hier genannten Krefelder ist subjektiv und die
Meinungen dazu sind es ebenfalls.
Stadt wie Samt und Seide: Jeder spinnt auf seine Weise, der eine
laut, der andere leise. Das fällt ja schon bei den unterschiedlichen
Sichtweisen auf. Der Fischelner mit den Straþenbahngleisen
mitten durch den Ort hat ein anderes Verständnis von Mobilität
als der Hülser, für den die Straþenbahn Horror
ist. Lieber fährt er mit dem Ringbus im Kreis. Die in Forstwald
wollen durch junge Bäume auf dem Kasernengelände und
nicht durch junge Familien die Vergreisung aufhalten.
Der Krefelder meckert gerne, ist aber tolerant. Er lässt
jeden nach seiner Facon unglücklich sein. Er liebt die Wahrheit,
verzeiht aber den Irrtum.
Der Autor Stanislav Jerzy Lec
(1909 -1966) gilt Kennern als Übervater des zeitgenössischen
Aphorismus und hat eine ganze Reihe sehr lebendiger Söhne.
Einer davon ist Krefelder und das mit Leidenschaft. Die Rede
ist von Uli Pudelko, geboren 1945 in Uerdingen, den die "unfrisierten
Gedanken" des genialen Warschauers in den frühen 1970er
Jahren ereilten und schon bald zum Schreiben eigener Aphorismen,
Anekdötchen und Kurzgeschichten inspirierten. Regelmäþig gab er sie
in kleinen Heftchen heraus, anfangs gemeinsam mit seinem Bruder
Georg, dann als Kalender oder Jahrbüchlein - und immer drehten
sie sich um Krefeld, die Stadt, die Uli Pudelko mit ironischer
Distanz, aber innig liebt: Nachdem er sich inzwischen als Mitautor
zweier Bücher über Beat- und Rock-Musik in Krefeld
und als real existierender und obendrein auf der Jazzkeller-Bühne
parodierender Stadtführer Krefelds einen glänzenden
Namen gemacht hat, regte Bernd Niedernhöfer, Mitinhaber
des Magenta-Verlags, ihn an, die Highlights seiner früheren
Publikationen und seiner gegenwärtigen Stadtführer-Arbeit
zu einem richtigen Buch zusammenzustellen und gleich noch ein
paar neue Sachen dazu zu schreiben. Herausgekommen ist ein 112 Seiten-Streifzug durch
die Seidenstadt mit neugierigem Blick auf oft übersehene
Schönheiten, fotografiert und mit kessen oder nachdenklichen,
übermütigen oder weisen Sprüchen aus eigener Feder
kombiniert und kommentiert. Künstler wie Adolf Luther und
Carl Wilhelm werden da gewürdigt und bauliche Preziosen
wie das Bootshaus am Stadtwaldweiher oder die Uerdinger Drehbrücke.
Ein Engel in St. Matthias Hohenbudberg begegnet dem geneigten
Leser in einem buchstäblich ganz besonderen Licht, und eine
Stuckgrimasse an einer Häuserfront kündet vom Frust
eines Architekten mit böser Schwiegermutter. "Ein in
Ruhe gelassener Mensch wird in Ruhe ein gelassener Mensch"
- dieser Gedanke kam Pudelko beim Verweilen in der St. Dionysius-Kirche,
und ein anderer begleitet ihn schon seit vielen Jahren: "Auf
dem steinigen Weg zum eigenen Ich gibt es wenige Menschen, die
sich als Wegweiser eignen." Ein charmanter Wegweiser durch
die Heimatstadt ist allemal dieses Buch.
Ulrich Pudelko, Mein Krefeld,
Magenta-Verlag ISBN 978-3-944299-05-1,
112 Seiten, Hardcover, Ä 14,90
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